One Way zum Gardasee - Alpencross für Weicheier

  

Mit meiner ersten Alpenüberquerung mit dem Radl vor 5 Jahren, hat alles begonnen. 

 

Damals hat mich einer meiner besten Freunde gefragt, ob wir mit den Rad zum Gardasee fahren wollen und ich antwortete - wie immer bei solchen Fragen - damals fast schon naiv:

 „Ok, warum eigentlich nicht…“ 

 

Kurz danach hatte ich mein erstes Fahrrad mit Dropbar, ein hübsches Gravelbike. Mit diesem ging es dann vor 5 Jahren über den Reschenpass nach Italien.

 

Nachdem diese Corona-Geschichte ja jetzt endlich durch ist, wollten wir dieses Jahr zu Ostern erneut an den Gardasee radeln.

 

 

Der Plan lautete: 

 

„Alpencross für Weicheier“

Ich wollte mich auf keinen Fall kaputt machen, das Jahr ist ja noch jung ( die Kondition ebenso). 

 

Also sollte uns die Route von Augsburg, am Schönen Starnberger See vorbei, nach Lengries, über den Achenpass nach Innsbruck,  den Brenner hoch und dann den Etschtalradweg runter bis zum südlichen Teil des Gardasees - nach Moniga del Garda führen.

 

Am Gründonnerstag ging es dann endlich los - in unserem Wohnzimmer gab es den letzten Kaffee und dann rauf aufs Rad und bei zapfigen Minusgraden (ich glaube es waren schon irgendwie -4 oder so)

 

Die ersten Kilometer waren erstmal kalt… 

Und die Gedanken fingen an zu kreisen:

"Bin ich zu kalt, oder zu warm angezogen? Wenn ich zu warm angezogen bin, schwitze ich jetzt gleich und erfriere dann wegen meinen nassen Klamotten? Oder bin ich zu kalt angezogen? ... Und kühle innerlich soweit aus, dass die Flüssigkeit, die ich trinke in mir zu Eis gefriert und mein Körper kann dann keine Flüssigkeit mehr aufnehmen und ich verdurste innerlich - ohne dass ich es merke und stürze dann bewusstlos vom Rad ... " 

 

Zur Motivation dachte sich die Sonne: „Na dann scheine ich halt  mal für die beiden Jungs…"

und sie schien - nur für uns… 

 

 

Mittlerweile pendelte sich mein Körpergefühl und die Außentemperatur aufeinander ein. Ich konnte also dieses Gedankenkarussell beenden. 

 

 

Nach zwei Stunden fanden wir dann den Hofmetzger Lenz.

Die 2 Leberkässemmeln mit Cola schmeckten ziemlich lecker. 

 

Weiter ging es, bis wir plötzlich im Landkreis Starnberg waren. 

 

 

Und dann ging’s schon den Berg runter und zwischen viel Verkehr rein nach Starnberg. 

Nicht schön…

den Verkehr meine ich…

… egal,

Augen zu und durch. 

 

Wir fanden uns letztendlich wieder auf dem Badegelände Percha am See und legten eine kurze Rast bei einem leckeren Riegel und ein paar Powergummies ein.

 

 

Und dann weiter, immer weiter, durch Wolfratshausen (mit leckerem Riesendöner) und weiter am Isarradweg flussaufwärts durch Bad Tölz bis Lenggries.

Dort wärmten wir uns in einem Café auf, denn allmählich wurde  es wieder kälter.

 

Die Kälte zehrte ziemlich an unseren Kräften. Wir überlegten also, wie wir weiter machen wollten.

Sollten wir noch rauf auf den Achenpass?

Gibt es da oben noch eine bezahlbare Unterkunft für uns?

Oder sollten wir vielleicht doch noch in die Nacht rein fahren?

Wird uns das zu kalt?

Müssen wir unterwegs erfrieren?

Was ist wenn ein Schneesturm aufkommt?

 

Wir entschieden uns letztendlich für “Luxus und Wärme“.

Wir wollten nicht mehr rauf und dann verschwitzt in den immer kälter werdenden Abend radeln.

 

121 Kilometer reichen für heute.

  

  

Wir suchten uns also im Örtchen Fleck (das letzte bevor nach oben geht) eine Übernachtungsmöglichkeit.

Beim Papyrer hatte man noch Platz für uns. 

 

 

Sehr unkompliziert und bezahlbar. Unsere Räder durften sogar mit aufs Zimmer (unsere liebste Option). 

 

 

Wir aßen natürlich auch beim Papyrer. Nicht erwartet hatten wir, dass wir ziemlich viel Glück hatten, noch einen Tisch zu ergattern.

Das Essen war unglaublich lecker.

Als Gast hat man die Auswahl zwischen bayerischer , vietnamesischer und  asiatischer Küche und sogar Sushi gibt es. 

 

 

Das rote Curry war ein Gedicht! 

Wer also in der Gegend ist: 

Absolute Empfehlung! 

Geht zum Papyrer

Es hat auch einen schönen Biergarten!

 

Am nächsten Morgen, schaute ich aus dem Fenster und ich traute meinen Augen nicht.

Der Albtraum wurde wahr:

Da kam echt Schnee aus diesem sch… Himmel. 

Die Straßen waren nass...

 

Aber es war um die Null Grad - immerhin etwas wärmer als am Vortag.

 

Unser Hotel hatte kein Frühstück für uns (wir hatten versäumt bescheid zu geben) und da ja Karfreitag war, hatte der letzte Bäcker vor der Auffahrt leider geschlossen.

Ich hatte noch zwei Snickers und noch ein paar PowerBar-Gummies.

Ein Horrorszenario, denn ohne genügend Treibstoff trifft mich schon mal der Mann mit dem Hammer. Das weiß ich und deshalb gehe ich nie  - also wirklich nie - ohne Frühstück aufs Rad.

Dazu kam der Schnee, die nassen Klamotten, die Kälte, die Erfrierungsfantasien

und überhaupt,

was wäre wenn...?

 

Meine Laune vergrub sich im Keller.

Eine Lösung war nicht in Sichtweite …

Mein Freund ( der Mann in der orangen Isadore Jacke) sprach aus, was nicht zu leugnen war:

„Wir müssen rüber oder wir  brechen ab, aber das wollen wir ja nicht..."

 

… es blieb uns also nichts anderes übrig!

 

Scheiß auf das Wetter und los und rüber über den Pass

 

Wir bekamen dann sogar noch einen Kaffee (leider war nicht wirklich was zum Essen da) und dann ging es auch schon los.

 


Dick  eingepackt fuhren wir los, der Schnee wurde mehr und die Straßen wurden noch nasser. Ich zog mir meine Regenjacke an.

Erinnerung an mich: Meine Regenjacke ist eher für den Sommer geeignet, denn im Winter ist sie zu eng… (dass ich zu dick bin, kann ja nicht sein…)

 

Und dann: Oje, die Füße...

Sie waren zwar eingepackt mit Überschuhen, aber diese ziehen die Feuchtigkeit in den Schuh hinein.
Also kam meine Geheimwaffe zum Schutz der Schuhe zum Einsatz: Tiefkühlbeutel über die Schuhe! Sieht zwar komisch aus,  halt aber  trocken.

Über den Sylvensteinspeicher ging es dann ganz schnell und plötzlich kamen wir in Österreich an.


Viel gesehen haben wir nicht, aber wir waren schon fast oben.

 


Das Grenzstüberl ist die erste Möglichkeit etwas zu kaufen. Es sah jedoch verlassen aus. War ja klar, Karfreitag!

Beim genauen hinsehen war aber Licht zu erkennen und dann war der Chef doch da. Wir kauften in der dazugehörigen Kasalm Bergkäse, Brot und ganz viele riesige Kaminwurzn für unglaublich viel Geld.

 

Aber wie sagte mal ein berühmter Philosoph: 

"Man kann eigentlich nie genug Kaminwurzn haben!"

 

 

Einen Kaffee gab es noch dazu und wir genossen unser Karfreitags-Frühstück.

Als wir weiter fuhren, kam sogar die Sonne raus. 

Mit Sonne im Gesicht und voll gefressen, wir wir waren, machte das ganze natürlich gleich viel mehr Spaß.

 


Und dann waren wir plötzlich oben, am Achensee.

„Ging ja unglaublich schnell und einfach…“

 


Fotosession war angesagt und wir feierten ausgiebig unseren ersten kleinen Erfolg! 

 


Ein wunderschöner Weg führte weiter am See entlang,

wunderbarer glatter Asphalt,

einige gut gelaunte Spaziergänger und rechts der wunderschöne See…

Was konnte denn schöner sein?

 


Wir überholten gerade eine Gesellschaft mit Hund als es einen lauten Schlag gab.

Die Spaziergänger zuckten - wie auch wir - zusammen.

Was war passiert?

Mein Begleiter hatte einen Platten. 

Ach du dicke Sch…

Dann musste halt ein neuer Schlauch aufgezogen werden. 

 


Eine gemütliche Bank  stand herum und wartete schon auf uns, die Sonne schien, war doch eigentlich alles ganz easy.

 

Hinterrad ausgebaut und dann,

ja dann ging dieser Reifen nicht von dieser Felge… 

 

Ich war ja schon etwas neidisch auf die wunderschönen Contis meines Freundes mit dieser geilen braunen Flanke, weil sie schon sehr sehr geil aussehen.

Der wunderschöne (Tubeless-Ready) Reifen hatte sich jedoch so  in die Tubeless-Ready-Felge reingeschmiegt, dass wir ihn nicht raus bekamen. Und die wunderschöne braune Flanke des wunderschönen braunen Contis lies sich nicht greifen...

 

Kurzum wir fluchten und schimpften beide wie die Rohrspatzen (scheißtubeless-ready, scheiß Conti braune Skinnwall ,die sich nicht greifen lassen… und außerdem, wer braucht schon so einen neumodischen Dreck... früher ging es doch auch...).

 

Nach ca. 30 bis 45 Minuten unter der vollen Wucht unserer Beschimpfungen gab der Reifen nun doch nach und wir hatten ihn runter...


Leider hatte dieser nicht nur ein Loch sondern einen mehr als 5mm langen Schnitt in der Flanke.

War es möglich so weiter zu fahren?

Der Schlauch würde sich beim aufpumpen da einfach durch den Schnitt zwängen…

 

Zur Erinnerung:

Es war Karfreitag (allerheiligster Feiertag )
Wie sollen wir denn da weiter kommen?

Würden wir einen neuen Reifen benötigen?

Wie sollten wir an einen neuen Reifen kommen?

 

Würden wir weiterkommen?

Müssten wir hier bleiben?

 

Ob es weiter ging, das erfahrt ihr im nächstenTeil.

 

Stay tuned!

 




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Kommentare: 2
  • #1

    Oli (Samstag, 29 April 2023 17:44)

    Es gibt gute Gründe warum ich Auto mit ADAC Versicherung fahre �
    Offensichtlich seid ihr gut zurück gekommen, bin aber gespannt wie.

  • #2

    Jürgen (Sonntag, 30 April 2023 17:00)

    Neuerdings hat der ADAC ja sogar Fahrradpannen abgesichert.