Technikgedöns –Seagull 4 oder: Seemöwen sind zwar keine stolzen Adler aber geschickte Flieger…

Ist sie nicht eine Schönheit?
Ist sie nicht eine Schönheit?

 

 

Technikgedöns, bedeutet: Ich habe mir mal wieder eine neue - meist alte - Kamera zugelegt, habe mich mal wieder neu in die Technik oder andere Details verliebt und möchte euch davon vorschwärmen...

 

Technikgedöns kann aber auch bedeuten, ich habe analog etwas ausprobiert, bin vom Ergebnis begeistert und möchte euch davon berichten...

 

 

Ich habe jetzt auch eine zweiäugige Kamera, eine sogenannte TLR oder auch Twin-Lens-Reflex-Kamera. Es ist eine Seagull 4 - Baujahr ca. 1964, vielleicht auch ein bis zwei Jahre älter...

 

Informationen über die Seagull zu bekommen ist sehr schwierig. Die meisten Nutzer berichten über die unterirdische Qualität der Kameras. Als ich meine bekam, hatte ich einen ganz anderen Eindruck. Nichts klapperte, die Fokussierung läuft unglaublich satt, der Verschluss ist kaum zu hören – Fazit: ich habe den Eindruck, dass diese Kamera sehr wertig hergestellt wurde.

 

Also begann ich zu recherchieren, was ich denn da für ein Schätzchen bekommen habe.

Dies gestaltete sich nicht so einfach… aber ich war erfolgreich. Ich habe eine Seagull 4.

 

Die Seagull 4 ist eine zweiäugige Spiegelreflexkamera (englisch: Twin Lens Reflex, abgekürzt TLR). „Sie hat zwei übereinander angeordnete Objektive. Das obere erzeugt, umgelenkt über einen Spiegel, das Sucherbild auf der Einstellscheibe, das dadurch aufrecht stehend, aber seitenverkehrt dargestellt wird. Das untere Objektiv ist mit einem Verschluss und einer Blende ausgestattet und ist für die Belichtung auf dem Film zuständig.“ (Wikipedia) Sogar James Bond hatte eine TLR im Einsatz.

 

Entwickelt wurde diese Kameras erstmals von der Firma Franke & Heidecke, die später zu Rollei wurde. Die Rolleiflex und ihr einfacheres Schwestermodell Rolleicord wurde hergestellt und waren sehr beliebte Kameras bei Fotojournalisten.

1959 wurde die Rolleiflex von einer Firma aus Shanghai unverschämt kopiert. Bis 1964 hatte sie den Namen Shanghai TLR.

 

 

 

 

 

Ab 1964 wurde sie umbenannt in Seagull 4 und wurde auch exportiert. Es folgten noch weitere Modelle – die Seagull 4A hatte ein Kurbel und wurde noch bis vor kurzem gefertigt. Die Seagull 4B 4B1 und 4C folgten.

 

Die Seagull 4 macht auf mich einen sehr wertigen Eindruck.

Die Lichtschachtsucher ist der Hammer. Man sieht sein Bild in 3D. Das ist ja bei den anderen Suchern nicht möglich, da man ja ein Auge zu hat. Das Bild ist Seitenverkehrt und man kommt sich etwas tollpatschig vor, beim scharf stellen. Die Kamera hat keinen Belichtungsmesser, also heißt es erst mal per Hand messen oder schätzen. Das Fokussieren macht enorm Spaß. Mit der Lupe kann man noch überprüfen ob wirklich scharf ist. Der Lichtschachtsucher ist bei Tageslicht sehr angenehm, bei Schummerlicht etwas dunkel, was das Fotografieren im Dunkeln etwas schwierig macht.

 

 

 

 

Nachdem man nun scharf gestellt hat, kann die Belichtungszeit und die Blende eingestellt werden. Erst danach und wirklich nur danach kann der Verschluss aufgezogen werden. Und jetzt macht deine Kamera ein – fast lautloses Klapp – und der Verschluss öffnet sich nahezu lautlos. Bei den langen Belichtungszeiten hört man die Mechanik durchlaufen und der Verschluss schließt zeitgenau wieder.

 

 

 

 

Fazit: Die Kamera hat eine unglaublich gei… Haptik. Ich liebe es sie in die Hand zu nehmen, auch durch den Sucher zu schauen und die Knöpfchen zu drehen. Die Hebel und Knöpfe lassen sich satt und ohne irgendwelche Schwächen drehen und bedienen. Die Unkenrufe über die schlechte Seagull erscheinen mir derzeit etwas übertrieben. Vielleicht liegt es auch an den Modellen, vielleicht wurden die neueren Modelle nicht mehr so hochwertig gefertigt.

 

Natürlich werde ich bei einer Rolleiflex – wenn sie mir bezahlbar über den weg läuft nicht nein sagen oder sie bei Gelegenheit ausprobieren, aber mein erster Eindruck von der Seagull ist außerordentlich gut.

Jetzt bin ich mal gespannt was ich nach einem ganzen Film sage. Auch werde ich die Ergebnisse demnächst – wenn sie was geworden sind – hier präsentieren.

 

Freut euch drauf!

 

 

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Netty (Montag, 13 Mai 2013 14:16)

    Ohne Belichtungsmesser wäre ich aufgeschmissen, aber die Sache mit dem Sucher (3D) klingt interessant - ich bin schon gespannt auf die Ergebnisse !
    VG Netty