Pentax 17 wird ein Jahr alt - ein Zwischenfazit

 

 

Vor ziemlich genau einem Jahr brach ein regelrechter Hype um die Pentax 17 los. Plötzlich erschienen überall Influencer und Youtuber, die diese Kamera kostenlos zugeschickt bekamen – unzählige Reviews überschlugen sich im Netz. Diskussionen entflammten hitzig über das Halbformat, das Design und natürlich die Frage: Genialer Wurf oder überbewerteter Trend?

 

Der Markt war voll mit Meinungen, jede Ecke des Internets war durchzogen von Lobeshymnen, Kritik und wilden Spekulationen.

 

Neues Jahr - Lichtmalerei für das Jahr 2025

 

Nun ist ziemlich viel Wasser den Lech runter geflossen – und wenn man aktuell mal genau rum sucht, findet man kaum seriöse oder aussagekräftige Berichte zur Pentax 17. Die meisten sind ein Jahr alt. Auf Reddit tauchen hier und da noch ein paar Meinungen auf, aber ansonsten? Totenstille. Es ist, als wäre der anfängliche Hype einfach verpufft.

Ich hätte mir mehr tiefgehende, ehrliche Reviews gewünscht, die wirklich zeigen, was diese Kamera draufhat. Stattdessen herrscht ein seltsames Vakuum, was ziemlich schade ist.

 

Doch eines fällt auf: Die Leute aus meinem Umfeld, die tatsächlich eine besitzen, sind durchweg begeistert. Kein Getue, kein übertriebenes Lob, sondern echte Freude am Fotografieren.

 

Und ich? Nun, ich habe meine Pentax 17 jetzt seit einem halben Jahr täglich dabei und nutze sie– das reicht meiner Meinung nach, um auch mal klar und ehrlich zu sagen, was ich von ihr halte.

  

 

Qualität: 

Wer eine schwere Spiegelrefex-Kamera erwartet, wird enttäuscht. Die Pentax 17 ist ein echtes Leichtgewicht, das spürt man sofort – aber keine Sorge, die Qualität leidet darunter kein bisschen. Trotz ihres zarten Gewichts fühlt sich die Kamera in meinen Händen wertig und robust an. Kein Plastikspielzeug, sondern ziemlich solide gebaut. Die Qualität der Linse ist sehr gut, trotz Halbformat kann die Kamera knackscharfe Bilder aufnehmen. Auch die Belichtungsautomik funktioniert perfekt. 

 

In diesem Blog findet ihr ausschließlich Bilder der Pentax17.

 

Tägliche Nutzbarkeit:

Ich habe etliche SLRs – viele davon sind klein und handlich – aber keine passt so unauffällig in meine kleine Immer-dabei-Tasche wie die Pentax. Sie trägt quasi gar nicht auf, was sie zum perfekten Begleiter für jeden Tag macht. Wenn’s eng wird, stecke ich sie auch mal in die Hosentasche, und in die Jackentasche passt sie sowieso problemlos.

Technisch? Läuft einwandfrei und zuverlässig – keine Spielereien, kein Rumgezicke. Einfach Kamera einschalten, draufhalten, abdrücken. Punkt. Genau das macht sie zur ultimativen Immer-Dabei-Kamera.

 

Der Brunnenbach - mit der Pentax 17 auf Kodak Ultramax 400

 

 

Halbformat und Entwicklung der Filme:

Es gab hitzige Debatten, ob die Labs das Halbformat überhaupt sauber scannen können. Ich kann euch beruhigen: Ja, können sie! Mein Lab, Fotokotti, macht das seit Monaten problemlos – entwickeln, scannen, alles ohne Stress. Einfach den Film einschicken, zurücklehnen und auf die Ergebnisse freuen.

 

Halbformat und Qualität:

Bis jetzt habe ich ausschließlich Kodak Gold geschossen. Klar, der Film ist von Natur aus ein bisschen körnig, und im Halbformat wirkt das Korn sogar noch intensiver – aber genau das macht für mich den Charme aus. Klare Sache: Aus der Pentax kommen keine knackscharfen A3-Drucke, aber ganz ehrlich? Brauche ich das wirklich? Für meine Schnappschüsse reicht’s mehr als dicke.

 

Abendstimmung

 

Wie nutze ich diese Kamera?

Kurz gesagt: Sie ist immer dabei. Wirklich. Gerade eben habe ich sie aus der Tasche gezogen und die Tochter von Freunden auf der Couch fotografiert – zack, Moment eingefangen. Genau dafür ist sie gemacht. Ich habe diese kleine Kamera ständig griffbereit und fotografiere damit einfach alles und jeden, was mir im Alltag begegnet.

 

Und dabei fällt mir eines immer wieder auf: Die Pentax 17 ist absolut harmlos. Im allerbesten Sinne. Niemand fühlt sich bedroht oder beobachtet. Sie ist so klein, so leise, so zurückhaltend – sie fällt einfach nicht auf. Selbst mein Sohn, der sich normalerweise strikt weigert, fotografiert zu werden – mit ihr hat er sich ablichten lassen. Mit einem Lächeln! Und das will was heißen.

 

Ich nehme sie mit auf Feiern, zu Treffen, auf die Straße. Und wenn jemand neugierig wird, drücke ich ihm die Kamera einfach in die Hand – hier, nimm sie! 

Auf Automatik stellen und jeder kann fotografieren. Und es funktioniert. 

Immer. 

Die Bilder haben diesen ganz eigenen, charmanten analogen Look, der einfach passt. Einfach nur Klick – und fertig.

 

Die Kamera ist so winzig und unauffällig, dass sie fast unsichtbar wirkt. Wenn jemand die digitalen Bilder am Display sehen will, sage ich meistens: „Das ist eine Filmkamera – du siehst jetzt sowieso nix.“ Und zack, vergessen die Leute sofort, dass sie gerade fotografiert wurden. Monate später, wenn ich die Scans verschicke oder Abzüge zeige, kommt das Lächeln zurück. 

 

Nach einem halben Jahr kann ich klar sagen: Ich hab sie immer noch gern. Und ich nutze sie immer noch. Oft. Vielleicht sogar mehr als zu Beginn.

 

abstrakte Wasserlichter

 

Was habe ich geändert?

Ganz einfach: Der Objektivdeckel musste gehen. Ich war mir ständig unsicher – ist der jetzt noch drauf? Hab ich ihn schon abgenommen? Diese Mini-Zweifel haben mich genervt. Und was macht man mit nervigem Zubehör? Richtig – man verbannt es. Seitdem ist Ruhe. Kein Deckel, kein Stress. Objektiv frei, Kopf frei. Problem gelöst. 🤘

     

 

Das Modus-Rad – ein kleiner Schwachpunkt, den man in den Griff kriegt.

Viele stören sich daran – und ja, das Modus-Rad ist wirklich leichtgängig. Es verstellt sich schneller, als man „Blende“ sagen kann, wenn man nicht aufpasst. Das kann nerven, vor allem wenn man denkt, man fotografiert im Automatikmodus und merkt später, dass man versehentlich auf Langzeitbelichtung gestellt hat.

 

Aber ganz ehrlich: Ich wusste das vorher. Und wenn man’s weiß, kann man damit umgehen. Ich achte inzwischen automatisch darauf, bevor ich den Auslöser halb durchdrücke – kurzer Blick aufs Rad, passt, fertig.

 

Ein kleiner Trick, den ich oft nutze: Ich lasse den Filmtransporthebel ein kleines Stück ausgeklappt. So kommt man nicht aus Versehen ans Modus-Rad. Das reicht meistens schon. Und wer’s ganz sicher haben will, greift zur Profi-Methode: ein Stück Tape drüber – fertig ist der DIY-Modus-Rad-Schutz. Sieht nicht schön aus, aber funktioniert. Und am Ende zählt genau das.

 


Grundsätzlich gilt: Wer’s richtig simpel will, stellt einfach auf Automatik, zielt, drückt ab – fertig. Und das funktioniert. Meistens sogar ziemlich gut.


Aber: Wer ein bisschen mehr rausholen will, der bringt – wie bei jeder Kamera – ein kleines bisschen Aufmerksamkeit mit. Die Pentax ist kein Zauberstab. Sie macht vieles leicht, aber nicht alles von allein. Ein bisschen Konzentration – und schon läuft’s wie geschmiert:


• Einschalten – logisch.

• Dann die Entscheidung: Automatik oder manuell?

• Modus-Rad checken – ist es wirklich da, wo es sein soll?

• Fokus wählen – je nach Distanz die passende Zone.

• Über- oder Unterbelichtung? Kurz prüfen.

• Fokussieren – ja, auch bei Zonenfokus kann man kurz überlegen.

• Auslöser halb drücken – jetzt fährt das Objektiv in Position. Dauert ein kleines bisschen, aber hey, das ist analoger Luxus.

• Und dann: Klick!

• Jetzt noch kurz warten, lächeln – und sich auf den Scan freuen.


 

Sind 74 Bilder zu viele?

Ganz klar: Nein.

Denn je mehr Bilder auf einem Film sind, desto entspannter wird man beim Fotografieren. Der Druck, jedes Bild muss ein Volltreffer sein, der fällt weg. Man wird lässiger, spontaner – und genau das ist der Punkt. Die Kamera ermutigt dazu, einfach zu machen. Klick. Noch eins. Und noch eins. Keine Hemmschwelle mehr. Und genau dadurch entstehen die richtig guten Momente.

 

Mehr Bilder = mehr Chancen = mehr Geschichten.

 

Was mich nervt – und warum ich’s trotzdem mag.

 

Ja, die Pentax 17 ist nicht perfekt. Sie will es auch gar nicht sein. Sie hat Macken – aber das macht sie nicht schlechter, sondern ehrlicher.

 

Der Sucher:

Völlig okay. Hell genug, groß genug. Der kleine Rahmen für Nahaufnahmen? Erst seltsam, dann normal. Was wirklich stört: Die LEDs. Bei Dunkelheit blenden sie ziemlich – und das macht’s nicht gerade leichter, den Fokus zu setzen. Aber man gewöhnt sich dran. Irgendwie.

 

Zonenfokus – entweder man liebt’s oder man lernt’s. Oft sitzt der Fokus überraschend gut. Manchmal ist’s halt daneben. Ich hab Schnappschüsse, die ich liebe – und andere, bei denen ich mich ärgere, weil das Gesicht leicht daneben liegt. Aber hey: Das ist Teil des Spiels. Man wird besser, die Ausschussrate sinkt. Und selbst ein leicht unscharfes Bild kann seinen Charme haben.

 

Der Preis:

Tja. Teuer ist sie schon. Vor allem, wenn man sich mal umschaut, was man für das Geld an gebrauchten analogen Kameras bekommt. Da wird einem manchmal schwindelig.

Aber: Es ist eine neue Kamera. Kein eBay-Wagnis, kein Service-Roulette, keine Lichtdichtungen aus dem letzten Jahrhundert. Eine neue analoge Kamera mit Garantie, frischem Gehäuse, moderner Produktion.

Und hey – es ist eine Pentax! Eine Marke mit Geschichte. Der Preis ist hoch, aber nicht aus der Luft gegriffen.

 

Am Ende hab ich sie gekauft, weil ich Bock hatte zu fotografieren. Nicht, um technische Meisterleistungen zu feiern, sondern weil ich Lust hatte, Momente festzuhalten. Spontan. Echt. Analog.

Und genau das macht sie – zuverlässig.

       

 

Und das Fazit daraus?

Ach, schwierig. Wirklich. Denn es gibt nicht das eine Fazit.

 

Aber was ich sicher sagen kann:

Ich mag diese Kamera. Ich nutze sie. Und zwar nicht nur ab und zu, sondern regelmäßig. Sie ist kein Technik-Wunder. Kein Prestigeobjekt, das man mit Samthandschuhen aus der Vitrine nimmt. Nein – sie ist ein Werkzeug. Eines, das einfach funktioniert.

 

Unauffällig. Leicht. Direkt.

Genau das macht sie so stark.

 

Kein Mensch nimmt sie ernst – und genau das ist das Beste an ihr. Sie löst keine Diskussion aus, keine Zurückhaltung. Sie schreit nicht „Achtung, hier kommt ein Fotograf!“. Sie ist einfach da. Bereit, wenn man sie braucht.

 

Denn ich will Bilder.

 

Die Pentax 17 ist keine Kamera, über die man seitenweise fachsimpeln muss.

Das ist eine Kamera, mit der man fotografiert. Punkt.

 

Und das ist manchmal mehr Wert als alles andere.

 




 

 


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Kommentare: 1
  • #1

    maipenquynh (Mittwoch, 04 Juni 2025 21:52)

    Schon ein Jahr ist das her, dass die Kamera rauskam?! Aber interessant, dass das Interessa an der Kamera dann wieder so abgeebbt ist. Die Pentax 17 klingt nach einer echt soliden Kamera für ein 365-Tage-Projekt - aber nichts für mich (wäre eine teure Spielerei für mich). Schön zu lesen, dass sie dich im Alltag so toll begleitet. Und deine Bilder - ein Träumchen. Vor allem, wo die Sonne zur Geltung kommt.