Contax 167 MT – Die unterschätzte Kamera, die alles konnte

 

Wenn man an Contax denkt, sieht man vor dem inneren Auge edle Titan-Gehäuse, butterweiche Einstellräder und legendäre Carl-Zeiss-Optiken – gepaart mit einem Preisschild, das einem den Atem raubt.

 

Doch Mitte der 80er brachte Contax eine Kamera auf den Markt, die technisch bahnbrechend war, aber nie die Anerkennung bekam, die sie verdient hätte: die Contax 167 MT.

 

 

Die 1980er waren ein Jahrzehnt des fotografischen Umbruchs: Canon, Nikon und Minolta machten mit Autofokus das Fotografieren einfacher, schneller und – wie manche Profis meinten – „seelenlos“.

Contax hielt dagegen und blieb seiner Philosophie treu: Präzision durch manuelle Kontrolle.

 

Doch auch Contax konnte sich dem Fortschritt nicht völlig verweigern. 1986 erschien die 167 MT – eine Kamera, die moderne Technik mit klassischer Bedienung kombinierte.

 

Sie war:

Die erste Contax mit eingebautem Motorantrieb (daher das „MT“ im Namen) – kein externer Winder mehr nötig!

Eine der ersten Kameras mit automatischer Belichtungsreihenautomatik – damals noch ein seltenes Feature.

Voll elektronisch, aber trotzdem konsequent für manuelles Fokussieren optimiert.

 

Die 167 MT passte perfekt zwischen die Profimodelle der RTS-Serie und die kleineren Contax-Kameras wie die 139 Quartz oder 159 MM.

Sie war eine High-End-Kamera für ambitionierte Amateure und Semiprofis – ein echtes Arbeitstier mit Luxusanschluss.

 

 

 

In den 80ern war ein eingebauter Motorantrieb noch ein echtes Verkaufsargument. Wer schneller fotografieren wollte, musste sonst sperrige externe Motor-Drives nutzen, die aussahen wie Backsteine und sich auch so anfühlten.

Die Contax 167 MT brachte dagegen einen kompakten, integrierten Filmtransport mit, der bis zu drei Bilder pro Sekunde schaffte – für die damalige Zeit beeindruckend!

 

Dazu kam ein weiteres praktisches Feature: automatischer Filmrücktransport.

Die 167 MT war mit allem ausgestattet, was das Fotografenherz begehrte: Programmautomatik, Blendenautomatik, Zeitautomatik, manuelle Steuerung und sogar DX-Code-Erkennung. Dazu bot sie eine ausgefeilte Mehrfeldmessung mit verschiedenen Modi – damals ein echter Luxus.

 

Doch es gab ein Problem: das Gehäuse. Während die Profimodelle der RTS-Serie mit edlem Titan auftrumpften, bekam die 167 MT nur ein solides, aber unspektakuläres Kunststoffkleid. Das machte sie leichter, aber eben auch weniger prestigeträchtig.

Viele Contax-Fans schauten deshalb lieber in Richtung RTS – und übersahen dabei eine der besten Kameras der Marke.

 

Heute ist das Look and Feel aber trotzdem wunderbar. Die Kamera fühlt sich vollwertig an und arbeitet ohne Tadel.

 

 

 

Der größte Trumpf der 167 MT war jedoch nicht die Technik, sondern das Objektivsystem.

Dank des Contax/Yashica-Bajonetts konnte sie mit einer gigantischen Auswahl an hochwertigen Gläsern genutzt werden – von den erschwinglichen Yashica-Objektiven bis hin zu den legendären Zeiss-Optiken.

 

Warum sie nicht berühmt wurde?

Trotz all ihrer Qualitäten wurde die Contax 167 MT nie zum großen Star. Der Grund? Timing.

 

Als Autofokus zur Standardausstattung wurde, hielt Contax zu lange am manuellen Fokussystem fest. Erst 1996, als der Rest der Welt längst auf Autofokus umgestiegen war, brachte Contax mit der AX eine kuriose Lösung: einen beweglichen Film-Sensor als Autofokus-System. Innovativ, aber umständlich – und vor allem: zu spät.

 

Als digitale Kameras dann den Markt eroberten, hatte Contax ebenfalls kein echtes Konzept. Zwar gab es Versuche wie die Contax N Digital (2002), doch letztlich zog Kyocera 2005 den Stecker – und die Marke Contax verschwand endgültig.

 

 

 

Fazit: Eine Kamera, die besser war, als ihr Ruf

Die Contax 167 MT ist das perfekte Beispiel für eine Kamera, die zur falschen Zeit am falschen Ort war.

Sie war hochmodern, aber nicht aufregend genug für Profis.

Sie war leistungsfähig, aber nicht ikonisch genug für Contax-Sammler.

 

Wer heute eine ergattern kann, bekommt ein unterschätztes Juwel – eine technisch beeindruckende Kamera mit Zugang zu einigen der besten Objektive, die je gebaut wurden.

 

Denn wenn Contax eines konnte, dann war es, Kameras zu bauen, die weit über ihre vermeintlichen Limits hinauswuchsen.

Und die 167 MT? War eine Kamera, die zu gut war, um berühmt zu sein.

 

 

Technische Daten auf einen Blick

  • Erscheinungsjahr: 1986
  • Typ: 35mm Spiegelreflexkamera (SLR)
  • Bajonett: Contax/Yashica (C/Y)
  • Fokus: Manuell (kein Autofokus)
  • Verschluss: Elektronisch gesteuerter Schlitzverschluss (1/4000s – 16s + Bulb)
  • Belichtungsmessung: Mehrfeldmessung (Mittenbetont, Integral, Spot)
  • Belichtungsmodi: Manuell, Zeitautomatik, Blendenautomatik, Programmautomatik
  • Belichtungsreihenautomatik (Bracketing): Ja
  • DX-Code-Erkennung: Ja (ISO 25–5000)
  • Filmtransport: Integrierter Motorantrieb (bis zu 3 Bilder pro Sekunde)
  • Filmrückspulung: Automatisch oder manuell
  • Gewicht: Ca. 550 g (ohne Objektiv)
  • Stromversorgung: 4x AAA-Batterien oder externe Batteriegriffe

Besonderheiten: Kompakter Body, hochwertige Verarbeitung, kompatibel mit legendären Carl Zeiss-Objektiven

 

Kurz gesagt: Eine Kamera, die alles kann – außer Autofokus.

 




 

 


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