Schwarz / Weiß mach ich nicht aus Farbbildern - der August in Schwarz/Weiß


"Schwarz/weiß kommt immer gut...", außer bei meinen Kindern, die findens einfach nur doof. Ich mag Schwarz/Weiß eigentlich ganz gern, bin aber der Meinung Schwarz/Weiß geht nicht einfach mal so nebenher. Das Thema passt sehr gut zum Aufruf von Aleksandra vom Sommer in Schwarz/Weiß zu berichten. 


Schwarz / Weiß ist so eine Sache. 

Wie entsteht ein solches Bild:

  • Man hat ein schönes Farbbild - egal ob digital oder analog - und will einfach mal ausprobieren, wie es in Schwarz/Weiß wirkt und holla die Waldfee, sieht ja eigentlich ganz toll aus.
  • Man sieht ein Motiv, welches in Schwarz/Weiß funktioniert, fotografiert es und wandelt es später in Lightroom um (weil man digital unterwegs war oder einen Farbfilm drin hatte)
  • Man fotografiert bewusst Schwarz/Weiß (S/W-Film ist eingelegt oder die Kamera zeigt nur Vorschaubilder in Schwarz/Weiß)

 

Wie ist es bei mir?

  • Meine S/W Bilder entstehen meist aus dem Drang heraus ein solches zu machen. Sprich ich sehe ein Objekt oder eine Szene und merke dies ist ein passendes Objekt dafür.
    Es müssen dann natürlich einige Voraussetzungen passen. In den Schwarz/Weiß Bildern, die mir gefallen sind klare Strukturen vorhanden und ich mag starke Kontraste. (Das ist meine Präferenz - manche mögen Graustufen lieber)
  • Und dann gibt es die Momente, in denen einer meiner analogen Schönheiten mit einem Schwarz/Weiß-Film geladen ist. Da kommen dann nur Schwarz/Weiß-Bilder raus, das bedeutet Schwarz/weiß Brille aufsetzten (Virtuell natürlich) und im gedanklichen Schwarz/Weiß-Modus fotografieren. Das Umschalten ist anstrengend für mich und stellt eine Hürde dar.      


Schwarz/Weiß bedeutet bei mir sehr oft Extreme. 

  • Ich pushe meine Filme. Das bedeutet, meine selbst entwickelten Filme werden nicht nach vorgegebenen Belichtungswerten belichtet, sondern meist Unterbelichtet. Ich belichte einen ISO 100 Film nicht mit ISO 100, sondern mit ISO 800. Damit auf dem Negativ was erkennbar ist, wird der Film länger im Entwicklungsbad gebadet (Es gibt alle möglichen Tabellen dafür - ich empfehle aber die Massive Dev Chart-App oder deren Internetseite digitaltruth Photo). Der Film wird dadurch richtig ausbelichtet, bekommt jedoch eine andere Charakteristik. Das bedeutet, das korn kann sich verändern (Wobei ich extremes Korn gut unter Kontrolle gebracht habe) und die Kontrastwerte ändern sich. Man spricht von einem steileren Kontrast (weniger Grautöne, mehr extreme Schwarz- und Weißtöne)
  • Ich nutze Filter. Ich benutze gerade bei Schwarz/Weiß-Filmen gerne einen Rotfilter oder einen Polfilter (Manchmal auch kombiniert). Denn dadurch wird Blau zu Schwarz. Die Effekte bei Wolken sind sensationell. Das bedeutet jedoch, ich sollte beim Fotografieren schon im Schwarz/Weiß-Modus sein. Die Filter sind bei digitalen Bildern ebenfalls sehr hilfreich und können bessere Ergebnisse erzielen als die Änderung in Lightroom.
  • Ich nutze Schwarz/Weiß oft für extreme Lichtsituationen. Gerade in Museen nutze ich einen gepushten Schwarz/Weiß-Film mit der Möglichkeit einer schönen offenen 50er analog-Blende sind immer schöne Ergebnisse bei natürlichem Licht möglich, die einen zeitlosen Charakter erzeugen. Der Look passt natürlich nur zu Museen, die auch entsprechende Ausstellungstücke haben (meist alte Technik) 

 

Schwarz/Weiß ist bei mir also sehr oft vorgegeben aber auch sehr anstrengend. Ich packe mir zur Zeit sehr selten und wenn dann mit Bedacht einen Schwarz/Weiß-Film in die Kamera. Warum? Weil ich es anstrengender Finde im Schwarz/Weiß-Modus ansprechende Bilder zu machen. Klingt jetzt vielleicht etwas faul, stimmt ist es vielleicht auch. Bei mir bedeutet Schwarz/Weiß nun mal bewusst umzuschalten.

 


Anregung an mich:

Vielleicht sollte ich einfach mal wieder öfter bewusst auf Schwarz/Weiß-Tour gehen, denn wenn ich bewusst losgehe, mache ich mir mehr Gedanken über das Drumherum (Licht, Hintergrund u.v.m.). 


Oder einfach Scharz/Weiß fotografieren und sich von den Ergebnissen überraschen lassen...


 

Und bei euch?

Macht Ihr Schwarz/weiß und wenn ja, warum und wie?



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Kommentare: 9
  • #1

    Conny (Freitag, 28 August 2015 19:20)

    Hallo Stefan,

    interessanter Artikel. Da ich noch keinen "echten" Farbfilter benutzt habe, wusste ich nicht, dass das auch digital bessere Ergebnisse bringt, als den Filter nachträglich in LR o. ä. zu benutzen. Abgespeichert.

    Da die analoge Fotografie immer noch auf meiner to-do Liste steht, ich noch nie einen Film selbst entwickelt habe, kann ich nur auf meine digitale Nikon zurückgreifen. Meist wandle ich die RAWs nachträglich um, auch wenn ich vorher schon weiß, dass es vermutlich ein s/w werden wird. Mitunter stelle ich Voransicht auf monochrom, manchmal nehme ich nur s/w JPGs auf, wobei mich aber immer der Verlust der Bearbeitungsreserven des RAWs nervös macht.

    LG, Conny

  • #2

    Markus (Freitag, 28 August 2015 23:38)

    Super Beitrag und ganz grandiose S/W Umsetzungen! Klasse geschrieben, mehr braucht man dazu nicht sagen... Top!
    lg Markus

  • #3

    Werner (Montag, 31 August 2015 11:39)

    Ich habe zu lange analog fotografiert, um mich heute wieder danach zu sehnen. :-) - Allerdings ist mein Sicht- und Arbeitsweise in dieser Zeit geprägt worden und ich habe sie bis heute beibehalten. Meine Bilder entstehen im Kopf: Ich mache nach wie vor eher wenig Bilder (kommt aus der Zeit, in dem die Menge an BIldern durch die Anzahl auf dem Film beschränkt war und ständig die Sorge da war, die Filme könnten nicht reichen). Ähnlich ist es mit S/W: Wenn ich gezielt losgehe, "sehe" ich auch mein Motiv in schwarz-weiß. Dann stelle ich auch meine Kamera auf S/W um. - Und dann ist es auch ein Schwarz-Weiß!

    PS: Starke Aufnahmen!

    Lg,
    Werner

  • #4

    Alexander (Mittwoch, 02 September 2015 14:21)

    Hallo,
    super tolle Bilder.
    Ist das schön zu lesen, dass es noch Fotografen gibt, die analog arbeiten. Filme puschen, Zonensystem, die Wahl des richtigen Papiers - wie war das damals schön.
    Ich will nicht in alten Erinnerungen schwelgen - digital hat unbestreitbar Vorteile. Aber schön war es schon. Und ich denke, wir haben damals viel bewusster fotografiert als heutzutage. Bei 36 Bildern war Ende!
    Weiter so- super Bilder

    Alexander

  • #5

    jo (Freitag, 04 September 2015 13:00)

    Sehr gelungene Aufnahmen.

  • #6

    Steven (Samstag, 05 September 2015 16:19)

    Hallo Jürgen, ich bin selbst gerade in einer S/W Landschafts-Phase und deine Gedanken passen da ausgezeichnet dazu. Gerade jetzt im Herbst ist die Verlockung sehr groß wieder mal einen Farbfilm einzulegen, aber ich sehe es auch als Herausforderung mich auf Licht und Schatten zu konzentrieren.

  • #7

    Tim (Montag, 14 September 2015 18:04)

    Ich bin ja ein Kind aus den Anfängen der digitalen Zeit. Nur ein paar meiner Objektive stammen noch aus analogen Zeiten.
    Schwarz-Weiß-Aufnahmen haben aber nach wie vor nichts an Aktualität verloren und erfreuen sich auch bei mir großer Beliebtheit. Schalte dazu auch gerne mal mein Display auf s/w um, wenn ich unterwegs bin. Habe erst kürzlich eine Hochzeit nur in Schwarz-Weiß aufgenommen.
    Ich konnte mich in vielen Aussagen von dir wiederfinden. Hat viel Spaß gemacht, deine Aufnahmen dazu zu sehen.
    Mach weiter so.
    Viele Grüße und allzeit gut Licht,
    Tim

  • #8

    Netty (Sonntag, 20 September 2015 20:36)

    Hi Jürgen,
    ich fand es sehr interessant, deine Ansichten über S/W-Fotografie zu lesen und deine Fotos sind wie immer klasse, besonders der Autoscheinwerfer!
    Da ich ja digital angefangen habe zu fotografieren, fotografiere ich in Farbe und konvertiere die Bilder in Lightroom in S/W; hierbei ist es so, dass ich mir oft schon beim Fotografieren überlege, was später in S/W umgewandelt und was farbig bleiben soll, teilweise entscheide ich das aber auch erst beim Bearbeiten. Manchmal ist das bei mir auch von der Stimmung abhängig...
    In meiner Analogkamera habe ich schon seit längerem einen S/W-Film liegen, der darauf wartet, "benutzt" zu werden...aus Zeitgründen verschiebe ich das aber immer wieder - digital geht halt doch schneller und einfacher ;)
    LG, Netty

  • #9

    Paleica (Dienstag, 22 September 2015 08:01)

    ich gehe da schon recht anders damit um, aber ich finde es immer wieder beeindruckend, wenn menschen schon von vornherein ihr motiv so gut kennen. dazu fehlt mich glaub ich der geometrische blick.