Fotografieren, Familie und Job - geht das überhaupt?


Derzeit nur schwer! Wenn du einen vollen Terminkalender - aufgrund deines Berufs - hast und gleichzeitig eine Familie, ist dann noch Platz für das Hobby Fotografie? Eine Zeit lang ging es ganz gut, aber derzeit ist es schwer. Das klingt jetzt vielleicht nach Ausrede oder zu wenig Willen. Vielleicht klingt es aber auch nach Überlastung.

 

Derzeit überrollt mich das (Berufs- und Familien-) Leben, was dazu führt, dass ich kein einziges Bild mache. Stop! Stimmt nicht - Neulich war vor dem Aquarium meines Sohnes gesessen und habe versucht ein paar Fischbilder zu machen. Naja, nix besonderes aber trotzdem. Nach ca. 10 Minuten rief der ganz Kleine, er wolle jetzt doch noch was zum Essen haben und da meine bessere Hälfte nicht daheim war, stoppte ich die Foto-Session und erledigte den Auftrag - Essens-Beschaffung. Danach Kind ins Bett bringen, nächstes Kind ins Bett bringen und dann erschöpft auf der Couch darniedersinkend mit dem Gedanken. " Aber morgen fotografierst du - irgendwas - nur damit die Kamera zum Einsatz kommt!"

 

Das Ende vom Lied: " Wieder kam was dazwischen und wieder war es nix mit dem fotografieren."


Das ganze soll jetzt keine Jammerveranstaltung werden und ja genau, ihr habt ja recht, man muss halt Prioritäten setzen und die Zeit gut planen, dann klappt das auch. Da tu ich mir aber schwer - liegt wahrscheinlich auch ein bisserl an mir (das soll jetzt keine Ausrede sein - vielleicht ist es trotzdem einfach nur eine Ausrede)

Da ich hier auf meinem Blog ja manchmal einfach nur laut denke um zu einem Ergebnis zu kommen,müsst ihr diesen gedankenweg nun mit mir mitgehen (Sorry). Ich hoffe, am Ende des Blogartikels ein paar Gründe und Vorgehensweisen gefunden zu haben, die mich dabei unterstützen die Kamera wieder öfter in die Hand zu nehmen.

 

Dafür sollte ich aber die Gründe kennen, die mich daran hindern.

 

Ich habe keine Zeit für eine ausgedehnte Fotosession!

Das stimmt, aber bei meinem Projekt 365+1 hatte ich auch zwei Kinder und ich habe es geschafft, jeden Tag zu fotografieren. Die Erfahrung, die ich dabei machen musste: Bei diesem täglichen Output war viel Schund dabei, aber auch ein paar vereinzelte Perlen, auf die ich heute noch stolz bin.


Ausweg:

Nimm die Kamera in die Hand, nehme dir 5 Minuten Zeit am Tag und nutze die Kamera ungeachtet davon was dabei rauskommt. Und wenn es nur der Außenspiegel deines Lila Blitzes ist - Hauptsache du nutzt den Sucher deiner Kamera, setzt dein Objekt auf die richtige Position, stellst die Blende und Belichtung ein und löst aus, um ein (immer wieder schönes) Auslöse-Geräusch (Ich liebe dieses Klicken und Klacken meiner Kameras) zu hören und danach (wenn es denn eine alte Kamera ist) darfst du den Schnellspannhebel nutzen (ich liebe auch den Schnellspannhebel). Schon allein diese Handlung gibt dir ein schönes Gefühl!


 

Ich habe so viel um die Ohren und bin deshalb so unkreativ!

Ganz viel um die Ohren und etwas Ruhe und Gelassenheit beim Fotografieren, das geht doch eigentlich nicht. Wenn ich mich auf ein Objekt einlasse, möchte ich mich ganz einlassen, ich möchte es von unterschiedlichen Seiten anschauen, es aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten unterschiedliche Blenden ausprobieren und ich bin jemand, der aus dem Tun ein Ergebnis entwickelt. Mit einem kleinen Zeitbudget wird das natürlich eng. Meistens lasse ich es dann gleich ganz sein.

Auch benötige ich manchmal auch ein bisserl Überwindung um scheinbar unsinnige Dinge mit der Kamera in der Hand zu umpirschen - irgendwie fühle ich mich dabei manchmal wie ein Freak. Diese Überwindung benötigt für mich dann auch des öfteren etwas Zeit.


Ausweg:

Aber vielleicht sollte ich die Messlatte einfach mal wieder niedriger halten, das schnelle "drumherumleben" stoppen und stehen lassen.  Das bedeutet stehenbleiben, die Kamera in die Hand nehmen und nicht nur auf auffällige Objekte reagieren, sondern auch bei offensichtlicher "nichtanwesenheit" nach potentiellen Dingen suchen. Denn meistens hat man doch Zeit, um sich wenigstens 5 Minuten auf etwas einzulassen (und 5 Minuten sind seeehr lange - wenn ich auf den Bus oder den Zug warte, dann sind 5 Minuten unendlich lang)

 


Mir fällt eigentlich nix ein, was ich fotografieren kann!

Keine Zeit, viel um die Ohren, enge Zeitplanung... und jetzt werd´mal kreativ! Geht nicht! Da ist es doch klar, dass mir nix einfällt und ich auch nix entdecken werde, was ich fotografieren kann.


Ausweg:

Immer die Kamera dabei haben und einfach mal ohne (gedanklichen) Motivauslöser innehalten, bewusst die Kamera in die Hand nehmen und ausbrechen aus der Zeit- und Schnelligkeitsschleife. Ein paar Minuten mehr einplanen, ein bisserl früher nach Hause gehen, einen kleinen Umweg fahren, anhalten, aussteigen, stehenbleiben, oder langsam weitergehen und den Moment genießen (vielleicht gute Mucke auf die Ohren) und dabei auf keinen Fall nach dem kreativen Moment suchen, sondern diesen Moment vorbei ziehen lassen, versöhnlich sein, wenn er nicht kommt und dann, wenn er gar nicht mehr erwartet wird, dann kommt er, der kurze kreative Moment.



Vielleicht seid ihr mir bis hierher, ans Ende des Artikels gefolgt, vielleicht habt ihr weitere Gründe gefunden, vielleicht habt ihr weitere Ideen und Ratschläge und vielleicht hat es bei mir geschnackelt und ich mache ab sofort wieder ganz viele Bilder, die mir und auch dem Rest meiner Familie gefallen. Mal schauen.




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Kommentare: 5
  • #1

    Werner (Mittwoch, 24 Juni 2015 08:30)

    Ja, das Ding mit der Kreativität und dem Alltag. Man meint (und ich mache keine Ausnahme) beides geht nicht zusammen. Keine Zeit, Hektik, tägliche Anforderungen, die Beruf und Familie an einen stellen... dazu das tägliche Einerlei. Nicht das beste Umfeld, um kreativ zu werden. Tja, kenne ich nur zu gut.
    Aber ich denke, das wichtigste ist, sich genau dieses Umstandes bewußt zu werden/zu sein, und "Achtsamkeit" (ist ja gerade Mode) mit sich selbst zu üben: Das Lesen eines guten Buches , das Betrachten eines tollen Bildbandes, das Lesen guter Zeitschriften, gute und anregende Gespräche, ein geänderter Weg zur Arbeit (mit neuen Ein- und Ausblicken), das "einfach-drauf-los-fotografieren" .... Es gibt `ne ganze Reihe Dinge, die man im Alltag einbauen kann, damit sich Kreativität seinen Weg suchen kann. Und: Darüber reden und schreiben.. :-) Im Blog zum Beispiel. Danke für diesen anregenden Beitrag.

    Liebe Grüße,
    Werner

  • #2

    lichtbildwerkerin (Mittwoch, 24 Juni 2015 21:16)

    Hi Jürgen,

    ich denke, ergänzend zu Werners Anregungen, das Loslassen wäre auch keine schlechte Idee. Denn inneren Druck rausnehmen und sich nicht mehr darüber ärgern. Vielleicht kommt dann irgendwann von ganz allein das Bedürfnis, das eine Bild zu machen. Sich der Fotografie wieder spielerisch nähern, einfach nur mit dem Smartphone und Filtern spielen. Oder eben genau diesen Alltag fotografieren, der dich i. S. Fotografie behindert: Die Kinder beim Essen usw. Die musst du ja nicht zeigen, aber du hast sie für dich.

    LG, Conny

  • #3

    markus (Donnerstag, 25 Juni 2015 15:59)

    Wow, Du sprichst mir aus der Seele. Ich kenne jeden der aufgeführten Punkte haargenau... Macht mich jetzt grad baff, das Du meinen Nerv so erwischt hast... Danke dafür ;-)

  • #4

    Paleica (Freitag, 03 Juli 2015 11:22)

    ich drücke dir die daumen, dass es dir gelingt. aber vor allem soll fotografie eins sein: eine leidenschaft, kein zwang. erlege dir also nicht zuviele pflichten auf, irgendwann wird es wieder intensiv aus dir rauskommen und dann kannst du gar nicht anders, als die kamera in die hand nehmen.

  • #5

    oli (Montag, 17 August 2015 00:00)

    Mit zunehmenden Verantwortungen (Beruf, Familie, Verpflichtungen) nimmt die private Zeit ab. Oftmals bleiben einem nur noch die späten Abendstunden - und die sind bekanntlich keine guten Zeiten für Fotografen (es sei denn man beschäftigt sich mit Astro-Fotografie...)
    Es bleibt also nix anderes übrig als sich die Zeiten für sich selbst aktiv einzuplanen - natürlich Arbeitgeber-Familien-Verpflichtungs-kompatibel. Ein Teufelskreis.