Minolta X-500 - die hübsche kleine Schwester der X-700

 

Die Minolta X-500 - in Amerika auch X-570 bezeichnet - wurde im April 1983 der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie sollte eine preisgünstige Alternative zur preisgekrönten und beliebten X-700 werden. Die X-700 hatte aufgrund ihrer Programmautomatik ihren großen Erfolg. Dieser ermöglichte auch dem unbedarften Laien Erfolgserlebnisse ohne viel Vorkenntnisse. Die X-500 wurde nie so populär und gesucht, wie die x-700 und wird - immer noch - von vielen unterschätzt. Das wird deutlich, wenn man im Netz Informationen über das Schmuckstückchen finden will - es gibt kaum Internet-Seiten, die sich mit der kleinen Schwester abgeben. Jedoch findet die Minolta X-500 in einigen Foren Erwähnung, als die bessere Alternative für den ambitionierten Amateurfotografen als ihre teure Schwester. 

 

 In der Bedienungsanleitung wird die Minolta X-500 als eine technisch ausgereifte Spiegelreflexkamera, mit ständig gleichbleibender Genauigkeit der mechanischen Abläufe und Verschlusszeiten aufgrund der Mikrocomputertechnik mit Quarzsteuerung beschrieben.  

 

Wer gerne Kontrolle über seine Blende oder Belichtungszeiten haben wollte, wählte ab 1983 eher die Minolta X-500 (X-570). Die X-500 kam erst einige Jahre nach der X-700 auf den Markt. Diese Zeit nutzte Minolta um die Kamera zu verbessern. Eigentlich warten es nur minimale Änderungen, diese erhöhten jedoch die Zufriedenheit mancher Nutzer sehr.

Fangen wir aber mal mit dem ersten Erscheinungsbild an:

Die X-500 ist eine schöne handliche Spiegelreflex im Stile der 80er Jahre.  Wobei die Haptik eine grundsolide Wertigkeit verspricht. Das obere Gehäuseteil ist aus Metall und versprüht das Flair einer soliden Bauweise.  Sie hat vorne und hinten Ausbuchtungen, die das Halten verbessern sollen. Dies ist die typische Optik der 80er Minoltas, welche durch die X-700 eingeführt wurde und letzendlich bis zur X-300 führte: Eckig, klar und aufgeräumt. Das Minolta Logo ist modernisiert worden, so zeigt das O jetzt die Minolta-typische untergehende Sonne.

 

 

Letztendlich fühlt sich die X-500noch nicht unangenehm oder billig an.  Natürlich kann sie einer Minolta XD7 nicht das Wasser reichen - besonders das Auslösegeräusch ist nicht vergleichbar mit dem soften, direktem aber unglaublich elegantem "Smosch" der XD7. Hier  ist es ein klares, kantiges und - mal wieder aufgeräumtes "Klack!", welches sicherlich dem günstigerem Tuchschlitzverschluss geschuldet ist. Jedoch nicht unsympathisch.... 


- Ja so kann nur ein Wahnsinniger über ein Auslösegeräusch sinnieren (wobei, ganz ehrlich, sind es nicht die Auslösegeräusche, die uns so verrückt nach alten Kameras machen?)

 

Beim Blick durch den wunderbaren hellen Sucher findet das Fotografenherz alles, was es benötigt:

Die Blende wird eingespiegelt und ist unten zu sehen, was bedeutet, dass die Kamera nicht vom Auge wegbewegt werden muss. Bei der X-700 wurde – im Gegensatz zur früheren XD7 – die aktuelle Verschlusszeit nicht mehr angezeigt, wozu auch, die Automatik übernahm ja alles….


Auf der rechten Seite wird im Automatikmodus (Blendenpriorität - Zeitautomatik - der Fotograf gibt die Blende vor, die Kamera sucht sich die passende Zeit) die Zeit mithilfe kleiner LEDs angezeigt.  Im manuellen Modus wird durch eine blinkende LED die passende Zeit vorgeschlagen, man kann nun durch Ändern der Blende oder der Zeit den Vorschlag nutzen oder bewußt über oder unterbelichten. Das Ganze nennt sich Nachführmessung. Aus diesem Grund wurde die X-500 von ambitionierten Fotografen der X-700 vorgezogen, da die X-700 keine Nachführmessung besaß. 

         


Ein kleiner Schalter schaltet die Kamera aus, wichtig ist diesen auch zu nutzen, denn ohne Strom geht bei der Kamera nichts mehr.  Wobei sie von allein untätig wird...

 

 

Das bedeutet, sie hat keine manuelle Notzeit - wie zum Beispiel die XD-7. Die Kamera schluckt die handelsüblichen 2 mal 1,5 Volt Knopfzellen (LR44, SR44 etc.). Auch kann ein netter Piepton eingeschaltet werden. Dieser piept - teilweise mehrfach - wie aktuelle Kameras auch (ich habe leider noch nicht herausgefunden, wann sie einmal oder zweimal oder dreimal piepst - wahrscheinlich werde ich das auch nicht mehr raus finden.)


 

Die Schärfentiefenvorschau ist Mithilfe eines extra Knopfes (wie bei allen Minolta Spitzenmodellen) möglich. Ein weiteres sehr nettes Gimmick ist die blinkende LED beim Selbstauslöser, anfangs langsam und die letzten paar Sekunden wird er schneller, bevor der Selbstauslöser auslöst. 


Der kleine Hebel aktiviert den Selbstauslöser, aber auch den AE-Lock - also die Belichtungsmesswertspeicherung, der ermittelte Wert - gemessen durch einen leichten Druck auf den Auslöser -  wird gespeichert, indem der AE-Lock-Schalter nach unten gedrückt wird. 

 

 

Die 50er Objektive, die in den 80er mitgeliefert wurden, sollen qualitativ nicht an die alten Objektive ran kommen. Mich stört dabei, dass der 55mm Durchmesser auf 49mm verkleinert wurde, so passen meine Filter nicht. Das neuere 50mm ist - wie zu sehen ist - kleiner und kann eine Blendenöffnung von 22 im Gegensatz zur alten kleinsten Blendenöffnung von 16. Außerdem gibt es einen kleinen Schalter, der die Blendenautomatik auf 22 feststellt.

 

 

Fazit:

Ich kann diese 80er-Jahre Technik nur empfehlen und sie wird eine Kamera sein, die mich des öfteren begleiten darf.


Heute gibt es die Kamera immer wieder zu kaufen - nicht so oft - wie die ganz kleine Schwester (die X-300) oder die große Automatik-Schwester (X-700), aber auch einigermaßen günstig, da alle sich auf die X-700 stürzen. Ganz selten ist die Zwillingsschwester X-570 zu finden . Die Metallic-Look-Ausführung ist dabei die günstigere Alternative, da - wie meist - die rein-schwarzen-Modelle von Sammlern begehrt werden und hoch gehandelt werden.

 

 

Technische Zusammenfassung:

  • Elektronisch quarzgesteuerte Kleinbild-Spiegelrefexkamera mit Zeitautomatik nach Blendenvorwahl
  • ca. 51,5 mm x 89 mm x 137 mm 
  • Objektive mit Minolta SR-Bajonett alle MD und MC Objektive passen
  • Horizontal ablaufender, elektronisch quarzgesteuerter Tuch-Schlitzverschluss
  • Zeiten: 1 Sekunde  bis 1/1000 Sekunden , "A" Blendenvorwahl, "M" Manuelle Nachführ-Einstellung (1/100) und B. Selbstauslöser
  • Belichtungs­messung Mittenbetonte Integralmessung
  • ASA 12 bis 3200.
  •  Fokussierung mittels Mikroprismenring und Schnittbild 95% des Filmformats sichtbar mit 0,9 facher Vergrößerung
  • Sucher Anzeige mittels LED: Funktionsanzeige (A oder M), Verschlusszeitenscala mit ständig leuchtender LED bei Automatikfunktion und blinkende LEDs bei Nachführeinstellung (M), Blitzbereitschaftssignal
  • eingespiegelte Blende
  • Meß- und Anzeigenschaltung durch LEDs wird aktiviert durch Berührung des Auslösers und bleibt 15 Sekunden erhalten
  • Blitz Hot shoe, Blitzsynchronbuchse. X-Synchronisierung.
  • Film­transport Schnellspannhebel, Rückspulkurbel. Aufklappbare Rückwand.
  • Batterie 2x 1,5 V SR44/A76
  • Selbstauslöser: Elektronisch gesteuert

 

 


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Kommentare: 15
  • #1

    Netty (Sonntag, 22 Februar 2015 18:12)

    ...und ich dachte schon, ich wäre die einzigste, die Auslösegeräusche liebt - sehr schöne Fotos!
    VG, Netty

  • #2

    olaf (Donnerstag, 26 Februar 2015 16:29)

    ...nö ich auch ;-) Nicht nur sehr schöne Fotos sondern auch ein gut verständlich erklärter Textteil, gefällt mir sehr gut.

    Gruss
    Olaf

  • #3

    Paleica (Freitag, 27 Februar 2015 08:20)

    tatsächlich ist die rein schwarze variante beliebter? kann ich aus optischen gesichtspunkten gar nicht verstehen. ich finde diese wirklich wundervoll!

  • #4

    Conny Lomoherz (Donnerstag, 12 März 2015 22:28)

    Mir wurde sie mal zu einem Top-Preis angeboten, aber ich musste absagen, weil ich zu dem Zeitpunkt leider mehr als abgebrannt war, wie ein Film mit schlechter Belichtung ;) Jetzt ist es zu spät aber dank deines tollen Berichts werde ich sie wieder gezielter aufs Korn nehmen!

  • #5

    Thomas G. (Donnerstag, 30 April 2015 19:08)

    Ich mag die X 500 auch lieber als die X 700. Es sind auch mehr benutzbare Exemplare auf dem Markt als von der X 700. Aber auch bei meinen X 500 gibt es - seltener - Funktionsausfälle wohl elektronischer Art. Diese abgelegten Bodies stapeln sich langsam... Die Möglichkeit zur schnellen Motorfunktion finde ich zunehmend wichtig (Ballett, Tierfotografie, Schnappschüsse), weil man die Kamera nicht mehr vom Auge nehmen muß (Minolta Motordrive 1). Meine Lieblingsobjektive sind der MD Macro Rokkor 50mm 1:3,5, der MC Tele Rokkor 1:2,5 100 mm und ein MC W.Rokkor -SI 1:2,5 28mm, das etwas gelbstichig ist und meist für SW infrage kommt. Für Portraits oder Aufnahmen vom Fernsehen nehme ich furchtbar gern den MC Rokkor - PG 1:1,4 50 mm. Das softe Einstellgefühl der schwereren und älteren MC-Objektive ist nicht vergleichbar mit den MD-Objektiven. Allerdings sollte man auf staub-und kratzfreie Exemplare achten, bei denen auch der Blendenring funktioniert. Mehrfach hatte ich Pech mit alten Objektiven, deren Blende sich zu langsam schloß und öffnete (verharzte Blende), so daß das entstandene Bild zu dunkel wurde bei zunehmend geschlossener Blende.
    Besonderheiten bei der Belichtung (Dia 100 ASA) habe ich nicht nur bei meinen Minolta XE-1 und XE-5 (bei beiden Kameras 100 ASA minus 2 kleine Rastungen in Richtung 50 ASA), sondern auch bei einer X-500 (1 Rastung in Richtung 50 ASA). Das heißt, diese Cameras belichten im Automatik-Modus zu dunkel. Wenn man das aber herausbekommen hat und die Einstellung verändert hat, geht es.
    Wer tolle Blitzfunktionen, schnellen Motortransport, funktionierende Lichtdichtungen und ein helles Sucherbild schätzt, und den ein etwas lauteres Verschlußgeräusch nicht stört, ist mit einer X 500 super bedient, wenn er ein gutes gebrauchtes Exemplar findet. Heutzutage würde ich von einer X 700 bei ebay die Finger lassen, und höchstens generalüberholte teure Exemplare kaufen, es ist einfach zu viel Schrott dabei.

  • #6

    Markus K. (Samstag, 04 Juli 2015 15:22)

    Hallo, kann man im Wesentlichen sagen, dass die X500 gegenüber der X700 statt Programmautomatik eine Nachführmessung bietet, sowie Detailverbesserungen wie die Gehäusekappen aus Metall? Ansonsten aber identisch ist? Das würde diese Kamera ja wirklich zu einem Juwel machen. Vor allem, wer es Silber mag. Eine X700 in Silber ist ja so extrem selten, daß ich bei der ersten Begegnung auf einer Website dachte, da hätte jemand die Kappen der X500 abgeschraubt...
    Ich habe eigentlich keinen Bedarf für so eine Kamera, die selbt bei Nikon verwurzelt bin. Allerdings habe ich in meiner Jugend von der X700 geträumt und finde die Serie heute noch sehr, sehr schön.
    Bei der Faktenlage wundere ich mich, dass die X500 nicht häufiger anzutreffen war. Ich habe speziell bei ambitionierten Fotoamateuren in Clubs, Vereinen und Wettbewerben viel Minolta gesehen, aber eine X500 war nie dabei. Schade eigentlich. Sie hätte es wohl verdient.

  • #7

    Angelika (Mittwoch, 23 September 2015 11:52)

    ....ich hätte eine zu verkaufen....... mit Zubehör...........
    Viele Grüße

  • #8

    Jürgen (Mittwoch, 23 September 2015 14:11)

    Liebe Angelika,

    vielen Dank für dein Angebot, aber ich kaufe die Kamera nicht nochmal eine reicht.
    Vielen Dank für das Angebot.

  • #9

    Ted (Mittwoch, 23 November 2016 15:48)

    Ich hab heute auf dem Dachboden so eine Kamera gefunden, zusammen mit einigem zeug das auch dazu gehört. Ich kenne mich (was man wohl merkt) nicht mit Kameras oder professioneller Photographie aus...Doch durch den Fund dieser Kamera würde ich gerne lernen wie man professionelle Photographien macht!

  • #10

    Markus (Donnerstag, 02 Februar 2017 12:12)

    Hallo,
    vielen Dank für den schönen Bericht über die X-500. Seit gestern habe ich auch eine. So langsam stapeln sich hier auch die Minolta-Kameras und diverses Zubehör. ;-) Eine ziemlich abgerockte X-700 habe ich auch noch. Die geht nach Restaurierung (Dichtungen, Lack, Grundreinigung) aber wieder weg. Irgendwie ist mir die X-500 sympathischer. Ausgelöst hat mein momentanes Minolta-Fieber eine X-300 im Schaufenster meines Fotohändlers. Da stand sie mit Blitz, Motor und Objektiv. Wie neu! Und zack, hatte ich mich angesteckt. Meine erste Minolta (und überhaupt erste SLR) war eine XG-1, die mich in meiner Jugend treu begleitet hat.
    Wer mag, kann gerne auf meinen kleinen Blog schauen, da habe ich auch etwas zur X-300 und einer Restaurierung einer XD7 geschrieben.
    Man sieht sich!
    Markus

  • #11

    JOHANN SCHULZ (Mittwoch, 26 April 2017 22:07)

    Ein excellenter Beitrag, bin froh, auf ihn gestossen zu sein. Bin gerade auf der Suche nach einer X-500, erinnert mich an ein Lieblingsgehäuse, die Nikon 501.

  • #12

    Jürgen Grimm (Mittwoch, 28 Februar 2018 14:40)

    Habe eine X500 abzugeben

  • #13

    Jürgen (Donnerstag, 01 März 2018 10:25)

    Vielen Dank für das Angebot, aber kaufe keine zusätzliche mehr.

  • #14

    Jörg (Sonntag, 22 Dezember 2019 00:43)

    Habe auch eine X-500 in schwarz und eine in Chrom. Ziehe sie der X-700 vor, da ich keine Programm-Automatik brauche.
    Das Gehäuseoberteil und auch der Bodendeckel sind aber leider aus Kunststoff, wie bei allen X-xxx und XG-Kameras. Nur die XD-7 hat ein Oberteil aus Metall und natürlich die SR-T's.

  • #15

    Markus Klümper (Montag, 29 März 2021 10:06)

    Vielen Dank für diesen interessanten Exkurs. Ich habe die X500 immer für das gehalten, was sie aus Sicht der Produktplatzierung auch war: Eine abgespeckte X700. Dass sie für mich die bessere Kamera gewesen wäre, ist schon spannend, wobei ich trotz Schwärmereien nie bei Minolta gelandet bin. Hinsichtlich der Farbe war die X500 schon lange interessant, mir gefällt das Silber sehr, sehr gut. In dem Zusammenhang würde mich auch mal interessieren, woher die wenigen Exemplare der X700 in Silber kommen. Ich habe in den 80ern jeden Katalog und jeden Prospekt mit Kameras durchgeschmöckert. Eine helle 700er ist mir nie untergekommen. Dennoch muss das mehr als ein Prototyp gewesen, jedenfalls kann man sie mit etwas Geduld heute noch am Gebrauchtmarkt bekommen. Evtl. ausländisches Modell mit gleicher Typnummer?